Ohne Dein Unterbewusstsein könntest Du keinen Tag leben, denn es ist nicht nur Dein heimlicher Chef, sondern auch Dein ergebener Diener, Deine Warnblinkanlage, Deine Körpersteuerung, Dein Datenschutz, Deine Stiftung Erfahrungstest und Deine Alltagsautomation. Grund genug sich mit dem Unterbewusstsein zu beschäftigen, um zu verstehen, was es alles kann oder nicht kann und wie man es beeinflussen kann.
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Der Datensammler und Datenbewerter
Alle Sinneseindrücke - visuell, akustisch, olfaktorisch oder taktil – die wir nicht bewusst wahrnehmen, landen im Unterbewusstsein. Es gibt auch Eindrücke, die das Unterbewusstsein selbst wahrnimmt, die wir gelegentlich als Unwohlsein, Abneigung aber auch Freude oder Sympathie erfahren.
Forscher sagen, dass wir nur 5% aller Eindrücke, Gedanken und Sinneswahrnehmungen bewusst wahrnehmen. 95 % werden im Unterbewusstsein gesammelt, bewertet und verarbeitet.
Die Warnblinkanlage
Sicher ist Dir schon einmal etwas Ähnliches passiert: Ich fahre auf der Autobahn. Es ist monoton, die Strecke ist lang. Ich werde dösig und fahre schon seit ein paar Minuten auf der mittleren Spur, ohne die Fahrzeuge vor oder neben mir so richtig wahrzunehmen. Auf einmal wechselt der LKW, in dessen toten Winkel ich gerade bin, ohne zu Blinken die Spur. Auf einmal bin ich glockenhellwach, das Herz klopft schnell, ich reagiere in Sekunden-Bruchteilen und ziehe mein Auto nach links oder bremse was das Zeug hält.
Das alles hat nur funktioniert, weil mein Unterbewusstsein mit aufgepasst hat. Es hat in Sekunden-Bruchteilen Stresshormone ins Blut gepumpt, den Herzschlag beschleunigt und mein Gehirn und meine Armmuskulatur mit mehr Blut und Sauerstoff versorgt. Das Unterbewusstsein hat einen Eimer Adrenalin über mich ausgeschüttet, damit ich augenblicklich reagieren kann. Hätte es das nicht getan, hätte ich zu langsam und dösig reagiert und mein kleines Auto wäre mitsamt meinem Körper schwer beschädigt worden.
Das Unterbewusstsein ist wie eine Katze, die scheinbar schläft aber die Ohren wach hält und augenblicklich aufspringen kann.
Es ist wie ein Überwachungssystem mit deutlich mehr „Kameras“ und „Mikrophonen“, als unsere zwei Augen und Ohren.
Das emotionale Gedächtnis – Erfahrungsbewertung
Das Unterbewusstsein ist wie eine gute Mutter. Es möchte nicht, dass wir uns nochmal die Finger verbrennen, enttäuscht, verlassen und verletzt werden. Es hat keine Erfahrung vergessen und wird aktiv, wenn sich wieder eine ähnlich schmerzhafte Erfahrung anbahnt.
Im limbischen Systems des Zwischenhirns werden alle Erfahrungen emotional bewertet. Sind diese Erfahrungen sehr schmerzhaft, bleibt unser Unterbewusstsein extrem wachsam.
Die Trauma-Forschung hat dazu in den letzten Jahrzehnten viel ans Licht gebracht. Haben wir schon einmal ein Trauma erlebt, wie z.B. ein gewalttätiger Übergriff, so wird dieses Ereignis bis ins kleinste Detail ins emotionale Gedächtnis des limbischen Systems eingebrannt. Alle Dinge, die zum Zeitpunkt des Traumas gleichzeitig wahrgenommen worden sind, bleiben dort fast ewig verknüpft.
Nur ein Detail aus diesem Erinnerungskomplex genügt, um eine heftige Abwehrreaktion auszulösen.
In unserem Beispiel könnte es z.B. ein bestimmtes Aftershave sein, dass ein netter, friedlicher Zeitgenosse trägt. Es ist zufällig das gleiche, welches der übergriffige Zeitgenosse damals getragen hat. Unser Unterbewusstsein erinnert sich an den Geruch, der damals in der Luft lag. Augenblicklich schießt es uns Adrenalin für eine Panik-Reaktion ins Blut, so dass wir sofort die Flucht ergreifen. Auch wenn da gerade ein liebenswürdiger Mensch vor uns steht, der nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Angreifer von damals hat.
Traumatas sind sicher das extremste Beispiel, wie das Unterbewusstsein Dinge verarbeitet. Aber auch schmerzhaften Erfahrungen aus der Kindheit hinterlassen ihre Spuren. Das Unterbewusstsein hat aus diesen Erfahrungen Muster kreiert, mit denen wir fortan unsere Beziehungen gestalten. Das alles zum Zwecke, der Schmerzvermeidung. Es ist ein langer Weg, diese Muster wieder aufzulösen – ganze Heerscharen von Psychologen verdienen ihre Brötchen damit.
Der Chef des vegetativen Nervensystems
Das Unterbewusstsein steuert leider oder Gott sei Dank das autonome Nervensystem. Leider, weil wir mit unserem bewussten Willen nicht steuern können, ob unser Gesicht in dieser peinlichen Situation rot wird. Gott sei Dank, weil wir die Millionen Körperabläufe und –funktionen nicht sinnvoll koordinieren könnten. Wer einen medizinischen Beruf hat oder Biologie studiert hat, der war bestimmt über die hochkomplexen biochemischen Abläufe in einer einzigen Körperzelle erstaunt. Oder wirft man einen Blick auf das Zusammenspiel von Nerven-, Hormon- und Immunsystem, dann wird man ganz ehrfürchtig. Das ganze Wunder wird von einem unterbewussten System gesteuert, das in höchster Präzision wie ein Schweizer Uhrwerk alles koordiniert.
Dein Chauffeur
Wie oft bist Du Zuhause angekommen, hast Deinen Wagen vor der Wohnung geparkt, ohne Dich an die Autofahrt erinnern zu können? Du bist unfallfrei angekommen, ohne Dich zu verfahren. Das alles hast Du Deinem Unterbewusstsein zu verdanken. Es lernt nämlich ständig mit. Wenn Du Dinge oft genug wiederholt hast, installiert es dafür eine „Autopilot-Funktion“. Kannst Du Dich noch an die erste Fahrstunde erinnern? Wie mühsam das war, nur diese drei Pedale mit zwei Füssen zu koordinieren? Und heute fällt es Dir so leicht, dass Du Dir schon auf der Heimfahrt ausdenken kannst, was Du zum Abendessen kochst. So ist es mit allen Abläufen, die wir immer wieder ausgeführt haben. Plötzlich haben wir wieder eine Zigarette im Mund, der Pullover wird fehlerlos neben einem Fernseh-Krimi gestrickt. Manche von uns können sogar Jonglieren und sich dabei mit dem Publikum unterhalten.
Dein Keller
Wenn Du einen Keller hast, dann machst Du es vielleicht, wie viele von uns. Was uns im Weg steht, was uns nicht mehr wichtig ist, was wir nicht mehr sehen können, das wird zunächst im Keller verstaut. So machen wir es auch mit unserem Unterbewusstsein. Was wir nicht mehr fühlen wollen, was wir nicht wahrhaben wollen, was uns nicht sympathisch ist, was uns an schmerzhafte Erlebnisse erinnert, dass verdrängen wir in unser Unterbewusstsein.
Jeder von uns hat eine Unmenge Unrat in seinem Unterbewusstseinskeller. Manchmal ist der Keller voller verdrängter Emotionen, die dann wie faules Obst vor sich hin gären und wie eine Eruption an schäumender Wut in Dein Bewusstsein brechen. Oder Du hast Deine ganzen Wünsche, Sehnsüchte, Bedürfnisse in den Keller gepackt, bis Dein Leben eine leere, farblose Depression geworden ist. Wie mit unserem Haus-Keller - es hilft alles nichts - muss das Unterbewusstsein ab und zu durchgeschaut und entrümpelt werden. Wir müssen den verdrängten Emotionen, Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten immer mal wieder Beachtung schenken.
Dein Tor zum höheren Selbst
Unter dem Morast des Verdrängten geht der Weg weiter. Das Unterbewusstsein ist weit mehr, als ein Auffangbecken für alte Frustrationen: Es ist auch das Tor zu höherem Bewusstsein. Das mag unglaublich klingen, wird aber nicht nur von der Psychologie, den Bewusstseinsforschen, sondern auch von alten Weisheitslehrern so bestätigt.
Gerade die buddhistische Tradition hat dafür ein passendes Bild gefunden: Die Lotus-Blüte. Ihre Wurzeln liegen im Schlamm unter Wasser und doch erstrahlt aus trübstem Gewässer eine makellos saubere Blüte auf der Wasseroberfläche. Die Lotus- oder Lotosblume gilt in der buddhistischen Tradition als Sinnbild für das höchste Bewusstsein, die sogenannte Erleuchtung. Du kannst also nicht erleuchtet werden, ohne durch Deine Sümpfe zu steigen.
Wie Du auf dem Bild erkennen kannst ist unser persönliches Tagesbewusstsein (Ego-Bewusstsein) zu mindestens zeitweise von den anderen Bewusstseinsebenen getrennt. Über das Unterbewusstsein findest Du Zugang zu den verbundenen, höheren Bewusstseinsebenen.
Kann das Unterbewusstsein denken?
Ja, Dein Unterbewusstsein kann denken. Wie wir aus der Hypnose-Forschung wissen, verarbeitet das Unterbewusstsein Informationen in der sogenannten deduktiven Methode. Es leitet aus Erfahrungen Schlussfolgerungen ab. Ganz platt erklärt, Dein Unterbewusstsein kommt zu folgendem Schluss: „Da Tomaten gut schmecken, wird auch eine Tomatensoße gut schmecken.“ Es wird sich nie fragen: „Schmecken alle Tomaten wirklich gut?“ „Was wird durch die Verarbeitung der Tomaten zu Tomatensoße am Geschmack verändert?“ Es kann also weder analytisch noch induktiv denken. Anders ausgedrückt, das Unterbewusstsein ist eine Kopiermaschine unserer Erfahrungen. Es denkt: „ Was schon ein paarmal so war, wird wieder so sein.“ Aber nicht nur unsere Erfahrungen werden wie Gleise in unser Unterbewusstsein gegraben, auch unser Denken, Fühlen und Handeln verfestigt sich zu Mustern, die Dein Leben in bisweilen ungewollte Bahnen lenkt.
Wie beeinflusse ich das Unterbewusstsein?
Achtsamkeit, Achtsamkeit und nochmal Achtsamkeit. Nur in absoluter Präsens, im Hier und Jetzt, kannst Du aus den vorgefertigten Mustern Deines bisweilen falsch programmierten Unterbewusstseins aussteigen. Und nur mit Achtsamkeit kannst Du Dein Unterbewusstsein zu neuen Inhalten und besseren Reaktionsmustern umerziehen. Da es wie eine Kopiermaschine arbeitet, kannst Du durch friedliches Denken, gute Handlungen und positive Erfahrungen auch Dein Unterbewusstsein wandeln.
Folgende Techniken haben Wirkung auf Dein Unterbewusstsein:
Achte auch auf Deinen Medienkonsum. Terror, Gewalt und Destruktionen werden, wenn sie oft genug inhaliert werden, auch Spuren in Deinem Unterbewusstsein hinterlassen.
Nutze die Klugheit Deines Unterbewusstseins
Dein Unterbewusstsein ist nicht vergesslich: Es weiß, wohin Du Dein Schlüssel verlegt hast. Es weiß, warum Du Dich bei Onkel Fritz immer unwohl fühlst. Aber auch in die Zukunft kann es Dich weisen, denn es kennt Deinen Seelenplan, Deinen Weg zum Glück und zur Lotus-Blüte.
Wir haben für Dich eine Visualisierung kreiert, mit der Du eine Frage an das kluge Unterbewusstsein richten kannst.
Nebenbei bringen wir Dich in dieser Visualisierung ans Meer, was ganz schön entspannend wirkt ;-).