GedankLicht

Warum innehalten? Wozu sich Tag für Tag hinsetzen und meditieren? Gehen wir im Kopf zusammen ein paar Schritte auf dem ZEN-Weg, um die Philosophie dahinter zu verstehen.

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Der Zen-Weg:

Dögen Zenjigroßer Lehrer des Zen-Buddhismus des 13. Jahrhundert

Den Zen-Weg (Buddha-Weg) zu gehen heißt, mit sich selbst vertraut zu werden.

Mit sich selbst vertraut zu werden heißt, sich selbst zu vergessen.

Sich selbst zu vergessen heißt, von den zehntausend Dingen erleuchtet zu werden.“

Mit sich selbst vertraut werden – der Weg des Erwachsens

Der erste Teil des ZEN-Weges führt zu Dir selbst, durch Deine Gedanken, Deinen Alltag, Deine Rollen hindurch zu Deinem inneren Wesen. Dort erkennst Du Dich, dort findest Du Klarheit über Deinen Weg!

Nicht verbreitern, nicht verstreuen sondern vertiefen!

Meist ist es die Lebensmitte, in der wir irgendwann begreifen, dass MEHR nicht mehr ist. Die Sinnerfüllung aus Konsum hat sich totgelaufen. Die Illusion, dass ein anderer Mensch uns glücklich machen kann, ist verschwunden. Uns ist plötzlich klar, dass die äußeren Dinge des Lebens, in ihrer schier endlosen Wiederholung, uns nicht genährt haben und nicht das Glück geliefert haben, dass wir erwartet haben. Der Weg ist nun sichtbar, er kann nicht mehr nur nach außen gehen, er muss in die Tiefe gehen. Wir suchen den wahren Grund des Friedens und des Glücks in uns selbst.

Wer bin ich eigentlich?

In den Meditationen tauchen wir irgendwann durch unsere Verhaltensmuster, unsere Glaubensätze, unsere Achtlosigkeiten uns selbst und anderen gegenüber hindurch. Wir treffen auf Schichten in uns, die wir nicht sehen wollten, treffen auf Sehnsüchte, die wir bis dahin nicht erfüllen konnten und auf Gefühle, die wir nicht spüren wollten. Zuerst heißt es annehmen und „ja“ sagen zu allem in Dir.

Alles an sich annehmen! Alle Gefühle willkommen heißen!

Der zweite Schritt, der nach der Selbstannahme und nach dem Willkommensgruß an alle Schattenseiten des eigenen Wesens folgt, ist das Loslassen. Das Loslassen von Gedanken, Glaubensätzen, Gefühlen, Schuldzuweisungen, Rollenspielen, Wichtigtuereien, Vorstellungen und Wünschen.

Sich selbst vergessen – der Weg der Selbsterweiterung

Dieser Teil ist uns in unserer Kultur völlig fremd. Hier im Westen ist die Egozentrik zuhause. Wir kreisen um uns selbst. Immer sind wir auf der Suche nach Anerkennung, Wertschätzung, Vorteilen. Unser Ehrgeiz macht unsere Mitmenschen zu Konkurrenten und hinterlässt Neid und Eifersucht. Der Gewinner ist derjenige, der mehr erhält als er gegeben hat. Ständig sind wir in Habachtstellung, ob unsere Gewinn- und Verlustbilanz ausgeglichen ist. Wir schnüren unsere Herzen zu, damit auch keiner ein Funken mehr Liebe erhält, als er uns selbst gegeben hat. Ist das schön? Macht uns das glücklich?

Der Weg des ZENs lehrt uns auch dieses loszulassen, frei zu werden von unserer Angst, im Tauschhandel der Nettigkeiten und Liebe ein Gramm mehr zu investieren. Wenn wir tief genug beobachten, sind es die Zeiten, in denen unser Ego nicht an Bord ist, in denen wir am glücklichsten sind. Glück ereilt uns in den egofreien Zuständen wie Kreativität, Spielen, Singen, Lachen, Tanzen. Der Schritt, unser Ego hinter uns zu lassen, bedeutet, uns selbst für das Glück zu öffnen. Unsere Fesseln des Egos abzuwerfen ist die größte Freiheit, die wir erreichen können.

Wir sollten auch nie vergessen, dass wir nie nur aus uns selbst heraus leben können. Angeblich sind wir die Krönung der Schöpfung, aber sind doch nichts ohne die Schöpfung. Wir brauchen die Luft zum Atmen, die Erde, die uns nährt, die Sonne, die uns wärmt. All das sollte uns zu Achtsamkeit führen. Achtsamkeit für uns selbst und für alle Mitmenschen, Mitgeschöpfe und für unseren Heimatplaneten.

Von den zehntausend Dingen erleuchtet werden – der Weg des Herzens

Wenn wir unser enges, kleines Ego zu einem großen Gefäß verwandelt haben, dann kann es in uns lichter werden. Etwas Größeres kann zu uns kommen, da der Deckel des Egos nicht mehr den Eingang zur Einheit mit allem verschlossen hält. Wir haben in unserem Inneren zum Göttlichen gefunden. Die Welt vor uns ist ebenso göttlich geworden. Frieden, Glück und Liebe wohnen in unserem Herzen. Wir fühlen das Große, Formende, das hinter allen Geschöpfen dieser Erde wirkt. Der Baum vor uns, kann uns seine Geschichte erzählen und die Not der leidenden Kreatur ist keine Geschichte mehr, die uns nichts angeht. Wir handeln in Liebe und Ethik und sind Mitschöpfer für eine friedliche und gerechtere Welt.

Du bist nicht nur die Welle, sondern auch das Meer! Finde den großen Geist in Dir!

Man lebt nie für sich allein und man wird nie für sich alleine bewusster. Jeder Funke Liebe und jeder Funke Friede, den Du in die Welt bringst, kann der Anfang eines Feuers werden, an denen sich viele Menschen, die Herzen wärmen können.

Im Hier und Jetzt leben bevor die Tiger kommen

Wir Menschen neigen dazu, erst die Kurve einzuschlagen, wenn sich vor uns eine riesige und unüberwindbare Mauer auftürmt. Erst wenn die Wellen der Krise über uns zusammenbrechen, lassen wir unser altes Wrack „Lebensmodell“ los. Das Hamsterrad verlassen wir erst, wenn die Knochen lahm sind und unser Herz schmerzvoll krampft. Wir lassen uns erst auf das Hier und Jetzt ein, wenn wir die Vergangenheit nicht mehr ertragen und von der Zukunft nichts mehr erwarten können.

Wir sind wie der Mann in der Parabel, die von Buddha selbst erzählt worden sein soll:

Der Tiger steht in dieser Parabel für das unausweichliche Schicksal.

Ein Mann ging seines Weges. Plötzlich hörte er ein Geräusch hinter sich. Es war ein hungriger Tiger, der auf ihn zu rannte. Der Mann floh, den Tiger hinter sich. Sein Fluchtweg steuerte aber direkt auf einen Abgrund zu. In seiner Verzweiflung schwang er sich über die Kante und fand Halt an der Wurzel eines wilden Weinstocks. Der Tiger beschnupperte ihn von oben. Zitternd schaute der Mann hinab, wo weit unten ein anderer Tiger darauf wartete, ihn zu fressen. Nur die Wurzel des Weinstockes hielt ihn. Zwei Mäuse, eine weiße und eine schwarze, machten sich daran, nach und nach die Weinwurzel durchzubeißen. Da sah der Mann eine saftige Erdbeere neben sich. Während er sich mit der einen Hand am Weinstock festhielt, pflückte er mit der anderen die Erdbeere. Wie süß sie schmeckte! Welch wunderbarer Augenblick!


Werden wir auch ohne Tiger wach und genießen die Erdbeeren des Lebens!

Namaste!

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