Die Liebe heilt

Wenn die Liebe unser Herz berührt, sehen wir die Welt in anderen Farben. Das Leben wird leicht, die Lebensmelodie wird fröhlich und unsere Grenzen und Hürden werden weggefegt. Es ist leicht nachvollziehbar, dass dieser Zustand nicht nur viel Energie freisetzt, sondern auch unsere Persönlichkeit verändert und uns wachsen lässt. Wie schon vor 500 Jahren der Arzt und Philosoph Paracelsus sagte: „Der höchste Grund der Arznei ist die Liebe.“ Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Die beste Arznei ist die Liebe.

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Was ist Liebe?

Ich habe mich gewunden wie ein Aal, die Liebe in einen Korsett der Definition zu zwängen. Für jeden mag die Liebe etwas anderes sein. So viel sei aber gesagt: Worüber ich hier nicht schreibe, ist die sexuelle Anziehungskraft zwischen zwei Menschen. Es geht mir um die seelische Seite der Liebe.

Liebe ist so groß und Worte sind so klein. Hier mein Versuch, die Liebe in Buchstaben zu fassen:

Liebe ist die Sehnsucht nach der Einheit mit unserem göttlichen Ursprung. In jeder Liebe können wir die tiefe Verbundenheit mit dem Größeren spüren, die über die Liebe zum einzelnen Menschen hinausgeht.

Die Liebe heilt den der liebt und den der geliebt wird

Wir alle streben danach geliebt zu werden. Wir wollen erfolgreich, gut aussehend, wohlhabend, charmant sein, weil wir denken, dann endlich das Siegel zu erhalten: „Ja, ich bin liebenswert.“ Wenn wir allen Motivationen unseres Tuns auf den Grund gehen, werden wir darin immer wieder den Wunsch nach Liebe entdecken. Das nimmt in unserer Konsumgesellschaft bisweilen bizarre Formen an: So denken wir unbewusst, dass uns eine Handtasche oder ein Kleidungsstück liebenswerter machen kann.

Wir haben fast alle die Grundannahme: Die Liebe ist nicht da! Die Liebe wird nicht geschenkt! Liebe muss erarbeitet, verdient werden. Die Liebe ist das Resultat, wenn ich gut genug bin.

Wir haben die Liebe zu einem Tauschobjekt gemacht

Und wenn wir tief genug auf unsere Partnerschaften blicken, dann läuft es in etwas nach diesem Muster: „Ich liebe Dich, wenn Du meine Bedürfnisse erfüllst.“

Wenn es uns gelingt unser begrenztes menschliches Verständnis über die Liebe abzulegen, dann könnte unsere Haltung so aussehen:

Die Liebe ist immer da. Sie ist etwas, das uns immer umgibt, etwas, das uns bis in die kleinste Zelle durchdringt. Die Liebe muss nicht verdient werden. Sie ist Dir geschenkt. Die Liebe ist nicht knapp, sie ist Fülle. Sie wird nicht verbraucht und geht nicht zur Neige. Die Liebe ist eine unerschöpfliche Quelle, eine Gabe der Unendlichkeit.

Wenn es uns gelingt, uns mit der unerschöpflichen Liebe zu verbinden, dann heilen wir uns und den anderen. Befreien wir uns aus dem Gefängnis unserer „markwirtschaftlichen“ Grundangst: „Huch, ich habe mehr gegeben, als ich bekommen habe“. Denn die Liebe beschenkt den der liebt, noch mehr als den, der geliebt wird.

Du kannst immer nur die Liebe empfinden, die Du fühlst

Du kannst nicht die Liebe empfinden, die Dein Gegenüber vielleicht für Dich hat. Nur die Liebe, die Du fühlst, ist die Liebe. Wenn Du die Liebe nicht fühlen kannst, kann sie Dir letztendlich auch niemand geben. Die Liebe ist also nichts, das Du erwerben kannst. Die Liebe ist etwas, das aus Deinem Herzen herausbrechen muss. Es muss aus Dir hervorkeimen, wie eine Pflanze aus einem Samen wächst. Wenn die Liebe aus Deinem Herzen emporwächst, dann bist Du heiler geworden. Die Liebe heilt Dich: Deine schlechten Gedanken, Deine Wertungen über Dich selbst, Deine Ängste verblassen.

Wenn ein Mensch den anderen liebt, begießt er den Samen im Herzen des anderen mit „Wasser“ und bringt ihn zum Keimen. Sollte dieser Samen wachsen, wird der andere auch lieben und diese Liebe wird ihn heilen.

Bedingungslos

Wenn Deine Liebe Bedingungen stellt, dann ist es menschliche Liebe, die von Ego zu Ego geknüpft ist. Das ist es nicht die Liebe, die heilt. Dann ist es die Liebe, die wir alle kennen: „Kind, ich liebe Dich, wenn Du besser aufräumst, gute Noten bringst, artig bist, mir aufs Wort folgst.“ Es ist die Liebe als Tauschobjekt, als Erziehungs- und Lenkungsmaßnahme und bisweilen ein Spiel um Macht.

Die Liebe die uns größer, heiler macht ist bedingungslos, denn wahre Liebe lässt frei.

Die Liebe ist langmütig und freundlich,


die Liebe eifert nicht,


die Liebe treibt nicht Mutwillen,


sie bläht sich nicht auf,


sie verhält sich nicht ungehörig,


sie sucht nicht das Ihre,


sie lässt sich nicht erbittern,


sie rechnet das Böse nicht zu,


sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit,


sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles,


sie hofft alles, sie duldet alles.

Paulus, 1. Korinther 13,1-13 (das Hohelied der Liebe)

Liebe löst Deine Ich-Grenzen auf

Wenn Du Dich selbst im anderen erkennst, wenn Du eins mit dem anderen bist, geht ein Tor auf: Etwas in Dir wird groß, dehnt sich aus und die Welt beginnt Du strahlen. Das ist es, was Liebe mit Dir macht: Sie hebt Dich aus Deinen Ich-Grenzen hinaus. Sie lässt Dich an Deine Göttlichkeit erinnern und lässt Dich die Göttlichkeit des Gegenübers erkennen. Das ist die Geschichte des Frosches, der von der Liebe geküsst wird. Die Liebe erhebt uns aus unserer Kleinheit, unseren eingefahrenen Mustern, unseren schlechten Urteilen über uns selbst und macht uns zu Königinnen und Königen. Es ist eine Transformation, eine Umwandlung radikalster Art, die die Liebe in uns bewirken kann.
Am deutlichsten goss dies Khalil Gibran in Worte. Die Liebe als Dreschplatz, als Kreuzigung, aber auch als Krönung, und das einzig, um die „Geheimnisse eures Herzens“ zu erkennen.

Khalil Gibran 1883-1931 Philosoph und Dichter

Aus „Der Prophet“ von Khalil Gibran

Dann sagte Almitra: Sprecht zu uns von der Liebe.

Und er hob seinen Kopf und betrachtete die Menschen und sie wurden still. Und mit lauter Stimme sagte er:

Wenn die Liebe euch streift, so folgt ihr,

Auch wenn ihre Wege hart sind und steil.

Und wenn ihre Flügel euch umhüllen, so gebt ihnen nach,

Auch wenn ihre Stimme eure Träume zerrüttet, so wie der Nordwind auch den Garten verwüstet.

Denn wie die Liebe euch krönt, so kreuzigt sie euch.

Und wie sie auch wachsen lässt, so schneidet sie euch auch zurück.

Und wie sie an euch emporsteigt und eure zartesten Triebe zärtlich umkost, die in der Sonne erzittern,

Ebenso steigt sie zu euren Wurzeln hinab und rüttelt an ihrem Halt in der Erde.

Wie Korngarben lädt sie euch auf.

Drischt euch, um euch zu entblößen. Siebt euch, um euch von Spelzen zu befreien.

Malt euch zu gänzlicher Weiße.

Knetet euch, bis ihre gefügig seid;

Und übergibt euch dann ihrem heiligen Feuer, damit ihr zu heiligem Brot für Gottes heiliges Mahl werdet.

All diese Dinge wird die Liebe euch antun, damit ihr die Geheimnisse eures Herzens erkennt und in dieser Erkenntnis euch verwandelt in einen Teil des einen Herzens des Lebens.

Doch solltet ihr in eurer Angst nur den Frieden der Liebe und die Freuden der Liebe erstreben,

Dann ist es besser für euch, eure Blöße zu bedecken und den Dreschplatz der Liebe zu verlassen

und die gleichmütige Welt zu betreten, in der ihr lachen sollt, aber nicht all euer Lachen, weinen sollt, aber nicht all eure Tränen.

Die Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.

Die Liebe besitzt nicht noch kann sie besessen werden.

Denn die Liebe ist nur sich selbst, der Liebe, genug.

Wenn ihr liebt, dann solltet ihr nicht sagen: „Ich trage Gott im Herzen“, sondern eher: „Ich bin im Herzen Gottes“.

Selbstliebe

Selbstliebe ist nicht egoistisch. Selbstliebe ist das Fundament. Das Fundament für ein glückliches und erfülltes Leben. Wenn Du Dich nicht lieben kannst, kann Dich keiner lieben, noch kannst Du wirklich jemanden lieben. Empfindest Du keine Liebe für Dich, ist die Erde für Dich ein trauriger Ort.

Vergiss die ganzen Konzepte, was Dir noch fehlt um liebenswert zu sein. Du brauchst nicht mehr Erfolg, Macht, Geld und keine Schönheits-OP um liebenswert zu sein. Die Liebe ist schon da. Sie ist Teil Deines Wesens, ein Samen in Deinem Herzen. Du musst ihn nur keimen lassen.

Du bist mehr...

Du bist nicht Deine Gedanken über Dich, Du bist nicht Deine Urteile über Dich, Du bist nicht die Urteile anderer Menschen über Dich. Du bist keine marktwirtschaftliche Definition eines Beitrags zum Bruttosozialprodukt. Du bist kein Schulabschluss, kein Beruf, kein akademischer Grad. Auch bist Du keine Rolle in der Gesellschaft, Familie oder Partnerschaft. Du bist ein einzigartiger Mensch, unverwechselbar und in Deinem Wesen von göttlicher Abstammung.

Wenn Du Dich nicht lieben kannst, dann erinnere Dich an Folgendes: Unter Deinen Ängsten, Deinen Zweifeln, Deinen Mängeln liegt ein Teil in Dir, der voller Frieden und bedingungsloser Liebe ist. Dieser Kern Deines Wesens ist mit allem verbunden. Er ist ein Teil von etwas Größerem, es ist Deine unsterbliche Seele. Deine Seele ist der göttliche Fingerabdruck in Dir. Wenn es Dir nicht gelingt den Menschen in Dir zu lieben, dann sollte es Dir wenigstens gelingen, den göttlichen Fingerabdruck in Dir zu lieben.

Schließe Deine Augen und denke darüber nach, dass Du Gott in Dir trägst. Wie klein hast Du Dich gemacht? Wie sehr hast Du Deine Größe vergessen? Wach auf und liebe! Liebe Dich, die Schöpfung und Deine Mitmenschen. Ehre Deine Göttlichkeit in Dir und trage sie in die Welt. Erinnere Deine Mitmenschen an ihre Göttlichkeit. Höre auf, Dich mit Deinen Fesseln des Egos zu erwürgen und begebe Dich auf den Pfad Deiner göttlichen Seele, damit nicht nur Du heil wirst, sondern auch die leidende Welt heiler wird.

Visualisierung "Ich liebe mich"

​Diese Visualisierung hilft Dir, die Selbstliebe zu erfahren und zu integrieren:

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