körperliche und verbale Abgrenzung

Es werden Dir immer wieder Zeitgenossen begegnen, die Deine Abgrenzungsstrategien herausfordern. Vielleicht sind es sogar nahestehende Personen, die Dich gut genug kennen, um immer wieder Deine Abwehrlücken zu finden. Sie kriegen oft einen Fuß in die Tür, weil sie den richtigen Knopf drücken, auf den Du reagierst. Genau für diese Zeitgenossen ist es sinnvoll, Abgrenzungsmethoden zu kennen. Hier in diesem Blogbeitrag wollen wir uns zunächst mal mit den körperlichen und verbalen Abgrenzungsmethoden beschäftigen.

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Die Basis für jede Abgrenzung ist Zentriertheit

Bevor wir jedoch mit Tricks und Kniffen aufwarten, die Dir bei der Abgrenzung helfen, wollen wir Dir die wichtigste Grundvoraussetzung zur Abgrenzung nahe legen: Bleibe bei Dir selbst, zentriere Dich auf Dich selbst. Wenn Du bei Dir selbst bleibst, wirst Du Dich nicht von den Emotionen, Argumenten oder Erwartungen Deines Gegenübers davon tragen lassen. Wer bei sich bleibt, bleibt bei seiner Perspektive und bei seinen Interessen. Er empfindet sich als kraftvoll, kann seinen Platz ausfüllen und wird nicht von den äußeren Anforderungen oder Verführungen hin und her geworfen.

Wie zentriere ich mich?

Der beste Anker der Zentrierung ist der eigene Körper. Du könntest Dich auch auf Deine Gedanken und Deine Emotionen zentrieren, die Gefahr, mitgerissen zu werden und das Äußere nicht mehr klar wahrzunehmen, ist aber zu groß. Konzentriere Dich auf Deinen Atem oder /und auf Dein Körpergefühl und Du hast noch genug Bewusstseinsressourcen, um eine klare Außenwahrnehmung zu behalten. Versuche bei einem Gespräch auf Deinen Atem zu achten, Dich auf das Heben und Senken Deines Bauches oder Brustkorbes zu fokussieren. Du wirst bei einer schnellen Atmung mit Deiner Angst oder Unsicherheit konfrontiert werden, die Du dann bewusst mit einer langsamen Atmung korrigieren kannst. Interessanter Weise weicht auch die Angst und die Angespanntheit, wenn Du Deinen Atmen beruhigen und verlangsamen kannst. Während Du entspannt und tief atmest, kannst Du trotzdem am Gespräch teilnehmen.

Sicherlich wirst Du dabei die Konzentration auf Deinen Atem öfters verlieren. Das ist aber kein Problem, weil Du ja immer wieder mit Deiner Wahrnehmung auf Deinen Körper mit der Atmung zurückkehren kannst. Wenn es Dir gelingt, bei einem Treffen ganz bei Dir zu bleiben, wirst Du für Deinen Gesprächspartner zudem sehr selbstbewusst wirken, denn diese Fokussierung auf Dich selbst verleiht Dir Stärke.

Mechanische Methoden der Körperzentrierung

Wenn Dir diese Atemmethode nicht leicht fällt, kannst Du auch Deine Körperwahrnehmung mechanisch aktivieren. Mach vor dem Meeting oder dem  Gespräch ein paar Stretch-Übungen, denn wenn Du Dich dehnst, machst Du Dich selbstbewusst und Du wirst Dich gleichzeitig Deines Körpers bewusst. Du kannst Deinen Körper auch abklopfen oder massieren. Auch das bringt Dich in eine Körperbewusstheit. Das Problem dabei ist aber, dass Du dies sicherlich nicht während des Meetings machen kannst, ohne schiefe Blicke zu ernten. Aber auch hierfür gibt es einen kleinen Trick, klopfe oder massiere in Deiner Vorstellung Deinen Körper von unten bis oben. Sicherlich ist dies die aufwendigere Methode, weshalb ich z.B. die Atemtechnik bevorzuge. Gerade, wenn Du regelmäßig meditierst, sollte es Dir leicht fallen, immer wieder in Deiner Wahrnehmung zum Atem zurück zu kehren.

Nutze die Körpersprache

Mit Deiner Körpersprache und Mimik kannst Du ganz leicht Grenzen setzen. Die meisten Menschen verstehen und respektieren diese Signale. Hier die wichtigsten Tipps:

Stopp das Lächeln:

Gerade Frauen neigen so sehr zum Freundlichsein, dass sie ein „Nein“ lächelnd aussprechen. Sie untermalen ein „Das-möchte-ich-nicht“ mit einem offenen Lächeln. Das sind Doppelbotschaften, die dazu führen, nicht ernst genommen zu werden.  Sag „nein“ ohne zu lächeln. Setze eine sachliche, neutrale Mimik auf. Dein „Nein“ hat so eine viel stärkere Wirkung.

Aufrechte Körperhaltung:

Lehne Dich nicht in den Stuhl zurück, schlage nicht die Beine übereinander. Setze Dich aufrecht hin und stelle beide Beine auf den Boden. Wenn Du stehst, achte ebenso auf eine aufrechte Körperhaltung. Mach Dich so groß wie Du bist. Mit dieser Körpersprache sagst Du: „Nein, ich mache mich nicht klein“. Achte besonders auch auf eine gerade Kopfhaltung. Auf keinen Fall solltest Du den Kopf zur Seite neigen, dies ist eine Unterwerfungshaltung.

Geschlossene Körperhaltung:

Führe Deine Arme nah am Körper oder schließe die Arme vor dem Körper. Damit sagst Du: „Ich bin nicht offen für Dein Ansinnen.“  Die Arme offen zu halten, bedeutet bereit zu sein, für eine Handreichung oder gar Umarmung. Dies wäre absolut kontraproduktiv, wenn Du nicht auf den Vorschlag eingehen und Dich abgrenzen möchtest.

Hier einzelne Körperhaltungen im Detail:

verschränkte Arme

verschränkte Arme

Verschränkte Arme:

Mit dieser Körperhaltung machst Du ganz offensichtlich dicht. Du möchtest Dich dem Gegenüber nicht öffnen, Du möchtest nicht auf ihn eingehen und auch keine Kompromisse finden. Beachte, diese Körpersprache ist nicht immer angebracht. In Gegenwart von Deinem Chef kommt diese sicherlich nicht gut an. Hier solltest Du Dich darauf beschränken, eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen.

Stopp Signal

​Stopp-Signal

Stopp-Signale mit den Händen:

Diese Körpersprache zeigt sehr genau: Bis hier her und nicht weiter. Das braucht keine ausladende Geste zu sein. Es genügt dieses Stopp-Signal der Hände nah am Körper auszuführen, so wirkt es natürlich und nicht aufgesetzt. Wenn du die Hände dabei von innen nach außen bewegst, ziehst Du dabei gleichzeitig eine Grenzlinie. Aber auch hier gilt, dabei  nicht zu lächeln und den Kopf gerade zu halten.

Merkel-Raute

​Merkel-Raute

Hände vor den Bauch:

Wir sehen hier die sogenannte Merkel-Raute. Probiere diese Körperhaltung für Dich alleine aus. Wie fühlst Du Dich dabei? Diese Körperhaltung macht sehr zentriert. Es ist ein kraftvolles „Ich-bleibe-bei-mir.“ Sicherlich möchtest Du diese Körperhaltung nicht in der Öffentlichkeit verwenden: Wer möchte schon die Kopie von jemandem sein? Finde also Deine eigene Abwandlung. Dabei solltest Du jedoch beachten: Die Ellenbogen nicht zu weit auszustellen und die Fingerspitzen nicht auf Dein Gegenüber zu zeigen. Dies würde der Gestik eine vielleicht zu aggressive Note verleihen.

Verbale Abgrenzungsmethoden:

Die verbale Abgrenzung ist am Telefon besonders wichtig, da Dir die körperlichen Abgrenzungsmethoden nicht zur Verfügung stehen.

Achte auf Deine Stimmführung:

Lass Deine Stimme fest und kraftvoll klingen, auf keinen Fall leise, zaghaft oder brüchig. Du solltest es  auch nicht in das andere Extrem übertreiben, ein Schreien lässt Dich nicht selbstbewusst wirken.

Setze ein Limit:  

Du kennst sicherlich Deine zeitfressenden, ohrabschwatzenden Zeitgenossen. Sage gleich zu Beginn des Gesprächs, dass Du z.B. nur 15 Minuten Zeit hast. Sei dabei ganz präzise, lasse eine Begründung lieber weg, bevor Du eine erfindest. Wichtig dabei, breche das Gespräch auch nach 15 Minuten ab. So wirst Du auch in Zukunft ernst genommen.

Setze selbst das Gesprächsthema:

Je mehr Lücken Du zulässt, desto mehr Gesprächsinhalt bekommst Du aufgedrängt.  Besser ist eine aktive Gesprächsführung: Bestimme selbst den Inhalt des Gesprächs.  Bist Du der passive, reaktive Zuhörer, hast Du meist verloren. Schwätzer nutzen Deine Passivität ungeniert. Also am besten selbst reden. Schwätzer sind bekanntlich schlechte Zuhörer.  Das unattraktivste für einen Schwätzer ist ein anderer Schwätzer. So findet das Gespräch schnell zu einem natürlichen Ende.

Nutze Deinen Anrufbeantworter:

Der Anrufbeantworter ist ein Geschenk zur Abgrenzung. Blöd ist nur, dass Du irgendwann zurückrufen sollest. Ein Rückruf zu einem späteren Zeitpunkt bietet Dir jedoch den Vorteil, dass die ersten Emotionen des Anrufers verflogen oder zu mindestens abgeflacht sind. Das Gespräch ist so meist kürzer und rationaler über die Bühne zu bringen.

Sag nicht sofort „Ja“, nimm Dir eine Bedenkzeit:  

Wenn Du kein gutes Gefühl hast, sag nicht „ja“, sondern besser „nein“.  Bist Du Dir nicht schlüssig, wie die beste Entscheidung lautet, dann bitte um Bedenkzeit. Die Entscheidung wird besser, wenn Du einmal darüber geschlafen hast.

Vermeide Lügen:

Lügen schwächen Dich selbst und so manche Lüge kommt mit kurzen Beinen wieder zu Dir zurück.

Keine Argumentation, wenn Dein Gegenüber Verkaufsprofi ist:

Ein Verkaufsprofi hat jedes Deiner Argumente schon mal gehört und ein besseres Gegenargument. Je mehr Du argumentierst, desto tiefer verhedderst Du Dich im Netz seines argumentativen Vorsprungs. Ein unbegründetes, klares „Nein“ ist im Gegensatz zu einem Argument eine Mauer, die ein Verkaufsprofi nicht so einfach überwinden kann.

Fasse das Gesagte zusammen:

Bringe Dein Gegenüber auf den Punkt, gib ihm ein Signal, dass Du ihn verstanden hast, das weitere Ausführungen nicht notwendig sind. Spiegele ihm seine Wiederholungen. Damit machst Du deutlich, dass Du an keinen weiteren Details interessiert bist und er sich kurz fassen sollte. Z.B.:  „Du fühlst Dich also in Gegenwart Deines Kollegen unwohl und möchtest in eine andere Abteilung versetzt werden.“

Bring den Experten ins Spiel:

Viele drehen sich in endlosen Telefonaten mit dem gleichen Problem im Kreis. Wir müssen diesen Kreis nicht mittanzen. Es gibt für alle Themen einen Experten. Z.B.: „Wir haben in den letzten Wochen oft über dieses Thema telefoniert. Ich kann Dir da, so Leid es mir auch tut, nicht weiterhelfen. Suche Dir bitte einen Fachmann für Familienrecht.“

Im nächsten Teil besprechen wir die mentalen Abgrenzungsmethoden.

​Hier unsere weiteren Beiträge zum Thema Abgrenzung:

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